Espeto de sardinas auf dem Hügel von Granada

Espeto de sardinas ist ein traditionelles andalusisches Gericht und die beste Art, in Spanien Sardinen zu essen. Ich habe den beliebten Fisch, der gegrillt und mit einem Spritzer Zitrone serviert wird, in einer traditionellen Bar im Albaicín, dem ältesten Stadtteil Granadas, genießen dürfen. Einfach, ursprünglich und authentisch. Ein Erfahrungsbericht.

Cafe Bar Los Mascarones im Stadtviertel Albacin

Cafe Bar Los Mascarones im Stadtviertel Albacin

Albaicín – Ein Stadtviertel der Gegensätze

Sicher, auch ins Albaicín verirrt sich jeder gutbelesene Tourist und Alhambra Besucher und auf den ersten Blick ist das Stadtviertel mit Souvenirlädchen und unzähligen Bars dafür auch bestens gerüstet.

Verlässt man allerdings die geschäftigen Touristenpfade, wählt hier und da eine Seitengasse, immer himmelwärts, so erlebt man unmittelbar und intensiv das Eigenleben dieses alten arabischen Viertels. Je höher wir hinaufsteigen, desto ursprünglicher das Bild der Gassen und kleinen Häuser, bis hin zu hinter hohen Mauern verborgenen kleinen Palästen und Gärten.

Natürlich erhaschen auch wir den begehrten Panoramablick, von der Kirche San Nicolás rüber zu Granadas Stadtburg. Trotz imposantem Blick ziehen wir mit der Alhambra im Rücken weiter, schlängeln uns noch höher durch immer schmalere Gassen, passieren einen kleinen Gemüsemarkt, eine alte Carnicería und eine Panadería und sind schließlich angekommen …

Bar-Atmosphäre auf dem Hügel von Granada

Ohne zu überlegen treten wir ein in eine kleine Tapas Bar, die Tür ist weit geöffnet und außer dem Patron und uns ist kein Mensch zu sehen. Mit Blick auf die Uhr, es ist erst eins, nachvollziehbar. Doch intuitiv vertrauen wir darauf, dass das unser Ort sein könnte und ja, im Verlauf der nächsten Stunde wird er zum echten „Fundstück“.

Wir verständigen uns etwas ungelenk mit dem Patron. „Tapas?“ – „Sí“ – „Vino blanco?“ – „Si“ – „agua“ – „Si“. Mehr braucht es für diesen Moment nicht, wir sitzen an der Bar, rätseln über die Tapas, denn so viel wir verstanden haben gibt es nur eine Tapa. Und wenn wir es richtig verstanden haben, dann gibt es „Espeto de sardinas“. Der Wein kommt im Glas, das Wasser in der Flasche.

Am Bartresen sitzend verstehe ich jetzt den Begriff Tapas Bar erst so richtig – in Irland würde man Pub dazu sagen und zu den Tapas wahrscheinlich Pub Food. Die Luft trägt noch den Geruch einer langen Barnacht, Bilder an den Wänden dieser doch recht kleinen Bar zeugen von reichlich heimischen Besuchern.

Espeto de sardinas in ihrer ursprünglichen Form

Wir bekommen unsere Tapas – in der Tat, 5 gegrillte, gesalzene und mit Zitronensaft beträufelte Sardinien, dazu etwas Brot in Form von zerbröseltem und in Olivenöl und Knoblauch angedünsteten und erkalteten alten Baguette. Der Duft, der pure Minimalismus dieses Essens – nichts außer einer einfach gegrillten Sardine mit altem Brot – noch nie zuvor habe ich eine Tapa so bewusst geschmeckt und in Erinnerung behalten.

Wir vergessen all das, was wir aus unserer Heimat von Tapas wissen und bestellen sogleich mit einer kleinen Geste eine zweite Portion espeto de sardinas. Die Finger sind ölig, der Geruch von gegrilltem Fisch, der rechts ums Ecks vor unseren Augen auf der Grillplatte vom Patron zubereitet wird und eine sich füllende Bar.

Und ja, wir sind richtig – weit und breit sind wir die Gäste und um uns herum die Einheimischen. Alte Grauhaarige wie unser gut gekleideter Patron namens Miguel, Handwerker, ein Freund, die Nachbarin…

Alle essen und alle essen wie wir das Gleiche – espeto de sardinas „gegrillte Sardinen“ und schließlich zu unserer Überraschung eine weitere Tapavariante – zwei schlichte, frittierte Fleischbällchen – genannt „Albóndigas“. Nochmals Einfachheit und ich habe keine Ahnung, ob diese besonders gut schmecken. Doch das ist es nicht, was diesen Barbesuch zu einem kleinen Rausch macht – es ist die Komplexität der gesamten Szenerie – der Ort, die Menschen, der Patron, die Gerüche, die Fotos an den Wänden und natürlich der reduzierte Geschmack der Tapas, auf das Wesentliche reduziert.

El Bote – ein alter Brauch

„La Cuenta, por favor.“ rufe ich. Statt der fünf Euro schiebe ich zwei Euromünzen zusätzlich über den Tresen, als Geste unserer Freude und für die Faszination dieses Moments. Beim letzten Schluck Wein, schon halb im Gehen, läutet der Patron die Glocke – ein alter Brauch, der in Kombination mit dem Ausruf „el bote“ soviel wie Jackpot heißt.

espeto de sardinas - Einfach, ursprünglich und authentisch
Name: Café Bar Macarones
Patron: Miguele
Straße: Calle Pagés, Granada

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